Hinweis zum Datenschutz:
Wir verwenden keine Cookies, speichern und werten sie somit nicht aus. Ebenso nutzen wir kein Tracking oder sonstige Tools, mit dem wir das Besucherverhalten auf unseren Seiten analysieren könnten.
Vorstandsmitglieder und Geehrte auf der Mitgliederversammlung 2019: (v. l. n. r.) Vorsitzender Franz-Josef Schulze-Thier, Geschäftsführer Friedel Meyer, Bodo Maslo (Schießstandleiter), Heinrich Lohmann (HR Olfen), Hermann-Josef Israel (HR Coesfeld), Bernd Kurth (HR Lüdinghausen), stv. Vorsitzender Antonius Schulze-Entrup
Dieses Jahr lud die Kreisjägerschaft das erste Mal mitten in der Woche, an einem Mittwoch, dem 10.4.2019, seine Mitglieder zur einmal im Jahr stattfindenden Mitgliederversammlung nach Dülmen in die Gastwirtschaft „Waldfrieden“ ein. 64 Jägerinnen und Jäger folgten der Einladung.
Als Gast hatte die KJS Herrn Dr. Michael Petrak, Wildbiologe und Jagdwissenschaftler sowie Leiter der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung des Landes Nordrhein-Westfalen in Bonn eingeladen, der mit einem hoch interessanten Vortrag einen aktuellen Einblick in die momentane Situation in Wald und Flur gab.
Dr. Petraks (Bild links) besonderer Arbeitsschwerpunkt liegt in der Erforschung des Wechselspiels zwischen Tieren und Pflanzen. Dieses Wechselspiel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Die Spezialisierung in der Landwirtschaft, die Trennung von Pflanzenbau und Viehhaltung und eine insgesamt intensivere Nutzung haben dazu geführt, dass die Lebensraumqualität für Wildtiere insgesamt gesunken ist. Aus dieser Situation gilt es, das Beste zu machen. Es bestehen bspw. verschiedene Fördermöglichkeiten (EU-Agrarumwelt- und Vertragsnaturschutz-Maßnahmen) die wertvolle Chancen zur Reviergestaltung bieten. Aber auch das Greening oder andere Angebote tragen dazu bei. Schonstreifen am Rand von Feldern mindern den Dünge-Eintrag in Gewässer und nützen gleichzeitig dem Wild. Wegrain-Programme in der Feldflur dienen dem Erosionsschutz und kommen Pflanzen, Insekten und Wild zugute. Ziel muss es sein, eine Strukturvielfalt in der Landschaft zu schaffen.
Der Anbau unterschiedlicher Pflanzen sorgt für den Erhalt der Artenvielfalt. Aber auch der Grundbesitzer, der „mit der Jagd nichts am Hut hat“, trägt mit der Gestaltung seines Grundstücks schon mit kleinen Maßnahmen zum Artenerhalt bei. Das Pflastern im Hausnahbereich sollte jeder einmal kritisch überdenken. Es muss ja nicht immer alles in Beton und Stein gegossen werden, so die Aussage des Vortragenden.
Jäger und Landwirte sollten sich bemühen, Verbündete für eine naturnahe nachhaltige Nutzung zum Schutz der biologischen Vielfalt zu finden.
Dabei muss auch jede Wildart für sich betrachtet werden. Das Rebhuhn zum Beispiel bevorzugt Siedlungsnähe. Hier ist die Prädatorenbejagung von ganz besonderer Wichtigkeit. Wegrain-Programme helfen dieser Art zum Überleben. Um auch Nichtjäger mit einzubeziehen, sollten Jäger Aufklärung betreiben und Informationstafeln aufstellen.
Das vergangene Jahr hat noch eine weitere wichtige Hegemaßnahme deutlich gemacht. Revierinhaber sollten in den Revieren für ein ausreichendes Wasservorkommen sorgen. Einfache Tränken aus Fallrohren helfen gerade den Hasen, den trockenen Sommer zu überleben. Denn Hasen brauchen Wasser. Tiefwurzelnde Pflanzen, das Anlegen von Pfützen sowie der Erhalt von Kleingewässern sind geeignete Maßnahmen.
Wussten Sie eigentlich, wie Sie erkennen können, ob das Rehwild einen stressfreien Lebensraum genießt? Der Nierenfeist wird als letzte Reserve abgebaut. Ist dieser nicht mehr vorhanden, ist Obacht geboten. Das Wild ist dann besonderem Stress ausgesetzt.
Im Zusammenhang mit Rehwild machte Dr. Petrak noch einmal darauf aufmerksam, dass der Straßenverkehr ein besonderes Problem darstellt. In Straßennähe ist eine verstärkte Bejagung vor allem auch des weiblichen Rehwildes besonders wichtig, um eine vermehrte Straßenfrequentierung zu verhindern.
Aber es gibt nicht nur Verlierer bei den Wildtieren in Bezug zur veränderten landwirtschaftlichen Nutzung. Ein Gewinner steht fest, sehr zum Leidwesen der Landwirte. Die Gänsepopulation hat sich fast explosionsartig erhöht. NRW hat darauf mit verlängerten Jagdzeiten reagiert. Die Gans ist ein intelligentes Tier. Die Jagd ist hoch spannend. Es sei nur eins dazu gesagt: Währet den Anfängen. Hinsichtlich der Schäden ist eine frühzeitige Bejagung nur zu empfehlen. Der Landesjagdverband bietet übrigens spezielle Seminare zur Gänsebejagung an.
Zum Schluss ging Dr. Petrak noch einmal auf das Schwarzwild, die Ausweitung der Bestände und die ASP ein. Die Ausweitung der Bestände ist nach seiner Auffassung sicherlich auch ein Ergebnis der vermehrten Biogasanlagen. Die notwendige Bepflanzung für die Bestückung der Anlagen bietet dem Schwarzwild einen optimalen Lebensraum. Dies führt zu steigenden Beständen und im Zusammenhang mit der ASP zu einem echten Risiko für die Landwirtschaft. Alle Jäger werden noch einmal auf die unbedingte Hygiene gerade in Bezug auf Jagden im Ausland hingewiesen. Da der Mensch nach wie vor der wichtigste Verbreitungsträger der ASP ist, gilt es hier besonderer Vorsorgemaßnahmen. Neben der Hygiene spielt auch die Vorsicht vor Einschleppung des Virus durch Futtermittel eine besondere Rolle. Tierfutter (wie beispielsweise Heu für Rinder oder Pferde) sollten auf keinen Fall aus Einzugsbereichen von ASP-Gebieten beschafft werden. Von einer Beschaffung über Internet-Heubörsen ohne sichere Identifizierung der Herkunft wird abgeraten. Solche Vorsichtsmaßnahmen müssen nicht nur für Jäger, sondern für alle Tierhalter selbstverständlich sein.
Neben Herrn Dr. Petrak konnte der Vorsitzende Franz-Josef Schulze Thier viele weitere Gäste begrüßen.
Ganz besonders freute sich die Jägerschaft über die Worte der stellvertretenden Bürgermeisterin von Dülmen, Frau Annette Holtrup (CDU, bild links). Sie lobte einmal mehr das Engagement der Jägerinnen und Jäger für den Schutz und den Erhalt einer artenreichen Vielfalt. Dabei genießen Jäger nicht immer den besten Ruf. Häufig werden diese auch missverstanden. Mit besonderem Einsatz durch die rollende Waldschule, versuche die Jägerschaft, diesen Missverständnissen entgegenzuwirken und bereits den Jüngsten unserer Gesellschaft die Hege zu verdeutlichen. Auch dem Jagdhornbläserchorps Dülmen sprach Frau Holtrup Dank und Lob aus. Immer wieder würden die Bläser zu besonderen Feierlichkeiten der Stadt Dülmen mit ihrem Einsatz beitragen.
Als weiteren Gast des Abends durfte die Jägerschaft Ludger Rövekamp (LWK NRW) begrüßen. In einem Kurzvortrag machte Herr Rövekamp darauf aufmerksam, dass sich Jäger und Landwirte nicht gegeneinander ausspielen lassen dürfen. Gemeinsam sollte mit Fördermaßnahmen zum Erhalt der Natur gearbeitet werden. Die Anlage von Blühstreifen ist eine dieser wichtigen Maßnahmen. Die Einreichungsfrist endet übrigens am 15. Mai. Weitere Informationen erhalten Sie unter https://www.landwirtschaftskammer.de/foerderung/formulare/merkblaetter/mb-sammelantrag-2019-anlage-schneise.pdf .
Neben den genannten Personen konnten weitere Gäste begrüßt werden, unter anderem Gebhard von und zur Mühlen (stellv. Vorsitzender Waldbauernverband), Hermann Freiherr von Hövel (VJE und Waldbauernvertr. im Landschaftsbeirat), sowie der Ehrenvorsitzender Hermann Schulze Messing.
In seinem Geschäftsbericht ging Herr Schulze Thier unter anderem auf das neue Landesjagdgesetz ein, dass seit dem 13. März 2019 gilt. Über 5 Jahre hatte der Präsident Ralph Müller-Schallenberg dafür gekämpft. Leider reagiert die Opposition mit wenig Verständnis. Mit viel Gegenwind von deren Seite ist zu rechnen.
Auch der Wegfall der Jagdabgabe und die Verabschiedung des Waffengesetzes waren Themen des Vortrags.
Lobend erwähnt wurde die neue rollende Waldschule, die seit Herbst 2018 im Einsatz ist.
Hinsichtlich eines drohenden Ausbruchs der ASP betonte Schulze Thier die professionelle Vorbereitung des Kreises Coesfelds. Es wurde eine Wildtierseuchenvorsorgegesellschaft gegründet, die im Seuchenfall alle notwendigen Maßnahmen vom Zaunbau bis zur Fallwildsuche umsetzen kann.
Zum Schießstand der KJS lässt sich vermerken, dass die geforderten Maßnahmen des Schießstandsachverständigen nach und nach umgesetzt werden. Unklar ist zurzeit allerdings, wie die geplanten Investitionen und Erweiterungen auf dem Schießstand finanziert werden sollen, die eigentlich aus der Jagdabgabe erfolgen sollte.
Neben den Themen Jagdgesetz, Lebensraum und Landwirtschaft lobte der Vorsitzende noch einmal die Arbeit der Obleute.
Nach dem Kassenbericht von Herrn Friedel Meyer wurde dem Vorstand auf Antrag der Kassenprüfer Herrn Bernd Hegemann und Herrn Paul Hohenlöchter die Entlastung erteilt. Für Bernd Hegemann stand die Wahl eines zweiten Kassenprüfers an. Einstimmig wurde hierfür Herr Markus Brambrink gewählt.
Auf dem Programm der Mitgliederversammlung stand neben den rundum informativen Vorträgen auch die Änderung der Satzung zur Abstimmung an. Grund hierfür ist der mögliche Wegfall der Gemeinnützigkeit des. Leider konnten jedoch nicht alle Punkte der Satzungsänderung in ihrer Auswirkung vollumfänglich geklärt werden. Die erforderliche 2/3-Mehrheit wurde in der nachfolgenden Wahl nicht erreicht. Die Änderung wurde daher nicht angenommen. Eine erneute Abstimmung wird auf das nächste Jahr verschoben. In der Zwischenzeit werden die bisher zur Diskussion gestellten Punkte erörtert.
Anlässlich der Mitgliederversammlung 2019 wurden im Laufe des Abends folgende Ehrungen vorgenommen: Die Verdienstnadel in Silber des LJV erhielten Bodo Maslo sowie Hermann-Josef Israel. Präsente erhielten der ausgeschiedene Hegeringleiter Heinrich Lohmann (die Ehrung ist bereits erfolgt) und der ausgeschiedene Hegeringleiter Bernd Kurth (Ehrung erfolgt im Rahmen der LJV-Mitgliederversammlung in Münster).
Den Abschluss der Mitgliederversammlung bilden traditionell die Berichte der Obleute der KJS. Die Obfrau für die jagenden Damen Frau Cornelia Thies (Bild rechts) fasste die Termine des vergangenen Jahres noch einmal zusammen. Neben dem monatlichen Schießen in Coesfeld und Buke, waren das Bogenschießen und das Wildkochen ganz besonders erwähnenswerte Aktionen.
Der Obmann für Hundearbeit Herr Heinz Pennekamp gab einen Bericht über die laufenden Hundekurse sowie die erfolgten Prüfungen. Herr Pennekamp machte noch einmal darauf aufmerksam, dass die alten Nennformulare aufgrund der DSGVO nicht mehr angenommen werden dürfen. Es solle bitte auf den Versionsstand der Formulare geachtet werden, um Missverständnisse zu vermeiden.
Im Bericht des Obmannes für Brauchbarkeit Herrn Reinhard Elsbecker wurden noch einmal die erfolgreichen Teilnahmen an Messen und Wettbewerben zusammengefasst. Eine Ankündigung lag im besonders am Herzen. Am 22.12.2019 wird in der Jacobikirche in Coesfeld ein Konzert stattfinden, an dem 6 Bläserchorps des Kreises ihr Publikum begeistern möchten.
Musikalisch umrahmt wurde die Versammlung durch das Jagdhornbläsercorps im Hegering Dülmen.